Ringstechen, ein spektakulärer Sport!

In den Tagen der Ritter und Burgfräulein war das Leben hart. Kriege und Lebensmittelknappheit waren allgegenwärtig, und die Elemente waren ohne Zentralheizung und Doppelverglasung schwerer zu bekämpfen. Romantische Bilder von schönen Kleidern und tapferen Männern bleiben selten romantisch, wenn man in der Geschichte herumstöbert. Und doch ist es eine Zeit der europäischen Geschichte, die faszinierend ist. Wie sind die Menschen damals miteinander umgegangen und wie haben sie sich ohne soziale Medien unterhalten? Die Vorstellung, durch die Zeit zu reisen und den Menschen des Mittelalters zu erklären, was Netflix ist und warum ganze Bevölkerungsgruppen in der Zukunft Netflix gegenüber apathisch sind, lässt mich laut auflachen. Würde ich sie hingegen nach ihrer Lieblingsunterhaltung fragen, kämen wahrscheinlich Ritterturniere und Wettkämpfe zur Sprache. Der militante Adel organisierte die üppigen Veranstaltungen in ganz Europa.

Moderne Ritter und Burgfräulein

Aber die Zeiten ändern sich, und die Traditionen weichen den Revolutionen. Die Ritterspiele verschwanden, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Ritter mit einer Krawatte um den Hals und einem Burgfräulein in Röhrenjeans auf dem Beifahrersitz in einem VW Golf durch die Gegend stapften. Der Fortschritt ist auch als dieses Phänomen bekannt. Wie unglaublich besonders, dass dieses Stück Fortschritt nirgendwo in Europa besser bekämpft wird als auf der seeländischen Insel Walcheren. Denn hier hat man es geschafft, das traditionelle Lanzenstechen in einen gut organisierten Folkloresport zu verwandeln.

Seriöser Sport

Bei der Zeeländischen Ringreitervereinigung gibt es nicht weniger als fünf Wettkampfklassen, und in jeder Klasse kämpfen 13 Drillinge um die Ehre. Die beiden Besten jeder Klasse steigen auf und die Ehrenklasse kämpft um die zeeländische Meisterschaft. Über 36 Meter donnern die Pferde über einen ein Meter breiten Sandstreifen, um schließlich in das Loch von nur 10 mm zu gelangen. Die Silberwaage ging 2023 erneut an Rick Eckhardt aus Gapingen. Dieses zeeländische Dorf ist vermutlich der FC Barcelona des Ringreitens, denn wenn man sich die Liste der bisherigen Meister ansieht, kommen sie auffallend oft aus Gapingen.

Figur von Beatrix

Aber es gibt auch eine „Beatrix-Statue“, die bei den Ringreitern sehr beliebt ist. Jedes Jahr wird dieser prestigeträchtige Preis in Middelburg während des Folkloretages ausgeschrieben. Wer ihn dreimal hintereinander (oder insgesamt fünfmal) gewinnt, darf die Statuette mit nach Hause nehmen. Eine königliche Tradition, die nun auch schon viele Jahre zurückreicht. Im Jahr 1786 war es Wilhelm V., der am Domburger Ringreiten teilnahm und 2 Goldmedaillen zur Verfügung stellte. Es folgten König Wilhelm III, König Wilhelm I, König Wilhelm II, aber auch Königin Wilhelmina und Königin Juliana stellten Preise zur Verfügung. Prinz Bernard wurde 1954 sogar Schirmherr des ZRV, und man wartet nun auf die nächste Generation von Orangen. Wie schön wäre es, wenn Amalia, Alexia oder Ariane zu der Veranstaltung kämen? Übrigens empfehle ich, der Einladung eine DVD von A knight’s Tale beizulegen, der Erfolg ist garantiert!

Ehering

Ein Ring, der 2,20 m über dem Boden hängt, ist leicht zu übersehen, wenn man bedenkt, dass sein Durchmesser nur 38 mm beträgt. Während des Rennens wird er nach und nach auf die Größe eines „Eherings“ verkleinert. Vielleicht eine hoffnungsvolle Anspielung auf den Ring, der früher von einer echten Jungfrau zur Verfügung gestellt wurde. Witzigerweise dachten die Ringreiter im 19. Jahrhundert, der Teufel und seine Helfer könnten den Ring kleiner machen. Wenn der Reiter sich irrte, dann sicher durch „höllische Kräfte“. Um Diskussionen zu vermeiden, wurden die Ringe aus Silber gefertigt. Silber, so glaubte man, könne den Teufel nicht verzaubern.

Ruhm und Schande

Wird der Sieg errungen, wartet nicht nur ewiger Ruhm, sondern der Ringreiter wird auch von der gesamten Kriegerschar in der Mitte der Bahn auf Händen getragen und dreimal in die Luft geworfen. Und schließlich gibt es noch die Schöpfkelle. Wer nämlich in den letzten beiden Runden den Ring trifft, darf um einen schön bemalten Holzlöffel kämpfen. Normalerweise ist dieser Preis mit einer Flasche Gin verbunden. Der Gewinner gießt den Gin in die Schöpfkelle und geht dann an allen Teilnehmern vorbei, um einen Schluck zu nehmen. Ursprünglich war dies übrigens ein Preis der Schande und bezieht sich auf den liebenswerten Beruf des Brei-Kochs zu Hause auf dem Bauernhof.

Burghse Dag

Eine besondere Empfehlung ist The Burgh Day im August. Eine wunderbare Veranstaltung, bei der Sie das Ringreiten bewundern können. Es ist auffallend, wie viele junge Leute daran teilnehmen. Offensichtlich legen die Ringreiterfamilien bei der Erziehung ihrer Kinder großen Wert auf das kulturelle Erbe. Sie dürfen ab dem Alter von 12 Jahren teilnehmen, haben aber vielleicht schon eine Karriere als Ringreiter (eine Art Balljunge/-mädchen, aber für die Ringe) begonnen. Und wenn die Zeit gekommen ist, werden sie in voller Montur oder in Wettkampfkleidung ohne Sattel in die Ringe steigen, man muss sich nur trauen. Echte Männer mit ritterlichen Qualitäten und furchtlose Burgfräulein gibt es also noch und sie haben den Test der Zeit in Zeeland überlebt 😉 . Während der gesamten Sommersaison können in Seeland Ringwettbewerbe bewundert werden. Das aktuelle Programm finden Sie unter ringriding.nl Ein Spektakel, das man gesehen haben muss!

Liebe,

Anna